Das Wasserstoff-Leuchtturmprojekt von Energie Südbayern, Energienetze Bayern und Thüga siegt beim VKU-Innovationspreis 2025 in der Kategorie „Kommunale Energiewirtschaft“.

v.l.: Stefan Wenzel (Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz), Marcus Böske (Energie Südbayern), Simon Batdorf (Thüga), Dr. Matthias Cord (Thüga), Dr. Elke Wanke (Energienetze Bayern), Reinhard Wendl (Energie Südbayern), Dr. Ulf Kämpfer (VKU), Ingbert Liebing (VKU)Foto: © VKU/Bildschön/Trenkel
Die Erfolgsgeschichte des bundesweit viel beachteten Wasserstoff-Projekts H2Direkt geht in die nächste Runde: Eine Jury des Verbands kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) wählte H2Direkt auf Platz 1 in der Kategorie „Kommunale Energiewirtschaft“. Überreicht wurde der Preis im Rahmen der VKU-Verbandstagung am 11. März 2025 in Berlin.
VKU-Präsident und Jury-Vorsitzender Dr. Ulf Kämpfer: "Wir sind stolz darauf, den VKU-Innovationspreis an herausragende Projekte wie H2Direkt zu verleihen. Diese Initiative zeigt eindrucksvoll, wie Kreativität und Innovation die Daseinsvorsorge nachhaltig verbessern können. H2Direkt setzt Maßstäbe in der Energiewende durch die Umstellung eines bestehenden Ortsnetzes auf 100 Prozent Wasserstoff. Herzlichen Glückwunsch – und machen Sie weiter so."
Zum Siegerprojekt: Im Herbst 2023 haben die Projektpartner Energie Südbayern, Energienetze Bayern und Thüga im bayrischen Hohenwart (Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm) deutschlandweit erstmals ein bestehendes Ortsnetz mit angeschlossenen Privatkunden auf 100% Wasserstoff umgestellt. Seitdem werden zehn Haushalte sowie ein Gewerbekunde über das umgewidmete Netz mit H2 versorgt – bislang einzigartig in ganz Deutschland. H2Direkt wird als Teil des Leitprojekts TransHyDE mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. TransHyDE bewertet und testet Wasserstoff-Transportlösungen.
Marcus Böske, Sprecher der Geschäftsführung bei Energie Südbayern: „Als regionaler Energieversorger tragen wir Verantwortung für eine sichere und zukunftsfähige Energieversorgung. Genau deshalb gestalten wir aktiv die lokale Energiewende. Für uns heißt das, nachhaltige Ideen und Konzepte auch wirklich umzusetzen. Mit H2Direkt zeigen wir im Realbetrieb die Eignung bestehender Gasverteilnetze für Wasserstoff. So kann zukünftig eine regionale und klimaschonende Energieversorgung aussehen. Über den ersten Platz beim VKU-Innovationspreis freuen wir uns sehr, denn es ist eine Wertschätzung für das große Team hinter H2Direkt, das mit Engagement, Expertise und der Freude an Innovation diesen Erfolg erst möglich gemacht hat.“
Die Umsetzung des Projekts: Für die Umsetzung wurde vor Ort eine Wasserstoff-Bereitstellungs- und Einspeiseanlage errichtet. In den Häusern ersetzen hochmoderne H2-Brennwertgeräte von Vaillant die ursprünglichen Heizkessel. Besonders erfreulich: Alle Bauteile im bestehenden Netz und in den Heizungsräumen wurden auf ihre H2-Tauglichkeit überprüft und die Tauglichkeit von Sachverständigen bestätigt. Lediglich die Therme und der Gaszähler mussten jeweils ausgetauscht werden. In Deutschland sind über 500.000 Kilometer Gasleitungen verlegt, zahlreiche Gewerbe- und Industriebetriebe sind an das Gasnetz angeschlossen, dazu kommen rund 50% der deutschen Haushalte. Wird diese Infrastruktur auf grüne Gase umgestellt, kann sie einen entscheidenden Beitrag zur klimaneutralen Energieversorgung leisten, und zwar einhergehend mit möglichst wenigen zusätzlichen Investitionen.
Glücklich über den 1. Platz ist auch Dr. Matthias Cord, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands bei Thüga: „Die Anerkennung für unser wegweisendes Wasserstoffprojekt H2Direkt freut uns sehr. Im bayrischen Hohenwart zeigen wir, was lokal möglich ist, wenn Energieversorger, Bürgerinnen und Bürger sowie regionale Institutionen und Behörden Hand in Hand voranschreiten. Wir brauchen solche innovativen Keimzellen, um Wege zu einer nachhaltigen Energieversorgung aufzuzeigen. Für die Thüga-Gruppe ist dieses Leuchtturmprojekt wichtig. Denn es zeigt nicht nur die grundsätzliche Machbarkeit, sondern mündet auch in einen konkreten Umstellungsleitfaden, von dem unsere rund 100 Partnerunternehmen unmittelbar profitieren können.“
Michael Schneider, Geschäftsführer bei Energienetze Bayern: „H2Direkt zeigt im kleinen Maßstab, aber in der Praxis und mit Erfolg, wie die Umstellung der heutigen Erdgasversorgung auf die Versorgung mit Wasserstoff erfolgen kann. Schon jetzt kann man sagen: der Betrieb des Netzes mit Wasserstoff funktioniert an vielen Stellen so wie der mit Erdgas. Die Erkenntnisse aus H2Direkt lassen sich auf andere Netzbereiche übertragen, etwa zur Versorgung von Kundengruppen aus Industrie und Gewerbe. Wichtig sind sie auch für die generelle Transformation der Netze, ausgehend vom geplanten Kernnetz. Bei Energienetze Bayern arbeiten wir bereits daran, den Wasserstoff in die Fläche zu bekommen.“
Wasserstoffversorgung wird fortgesetzt
Die Erfolgsgeschichte in Hohenwart geht weiter: Aufgrund der sehr positiven Rückmeldungen wird bereits am Nachfolgeprojekt H2Dahoam gearbeitet. Das heißt, im Anschluss an den ursprünglichen Projektzeitraum von 18 Monaten bleibt die Wasserstoffversorgung für die teilnehmenden Kunden vorerst weiter bestehen. Unter anderem werden dafür auch Konzepte zur Errichtung einer Wasserstoff-Erzeugung vor Ort geprüft.