Die Wärmeversorgung mit 100 Prozent Wasserstoff über ein bestehendes Gasverteilnetz zu sichern – diesen Plan haben Energie Südbayern und Thüga gefasst. Im Pilotprojekt H2Direkt wird die Zukunftsfähigkeit der Gasnetzinfrastruktur aufgezeigt. Die ersten Meilensteine sind erreicht.
Energie Südbayern (ESB) und Thüga stellen in dem bislang einzigartigen Forschungsprojekt H2Direkt ein bestehendes Erdgasnetz der Energienetze Bayern (ENB) auf 100 Prozent Wasserstoff um. Marcus Böske, Sprecher der Geschäftsführung bei ESB, erläutert die Bedeutung des Forschungsprojektes: „H2Direkt ist eines der wichtigsten Pilotprojekte in Deutschland, um die enormen Potentiale der Gasnetze für eine klimaneutrale Wärmeversorgung aufzuzeigen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen um Versorgungssicherheit bietet grüner Wasserstoff zudem eine klare Perspektive. Wir freuen uns, mit dem Markt Hohenwart einen Partner gefunden zu haben, der die Energiewende genauso tatkräftig angeht, wie wir.“ Nach dem Kick-Off im Forschungsverbund vergangenes Jahr nimmt H2Direkt vor Ort konkrete Formen an.
Projektumsetzung in Markt Hohenwart, Start der Wärmeversorgung 2023
Die Umstellung des Erdgasnetzes auf Wasserstoff ist im Markt Hohenwart im Baugebiet „Am Kerschberg II“ geplant. Aufgrund der Netztopologie und Altersstruktur bietet der ausgewählte Abschnitt optimale Bedingungen für die Umsetzung des Feldtests. Ebenfalls können die Projektbeteiligten auf die Unterstützung des Marktes Hohenwart zählen, der die Energiewende mit Weitblick angeht. Bürgermeister Jürgen Haindl freut sich auf das zukunftsweisende Projekt: „Der Klimawandel ist eine existenzielle Herausforderung unserer Zeit, die wir hier direkt vor Ort anpacken. Ich bin sehr stolz darauf, dass Markt Hohenwart mit H2Direkt zum Vorreiter der klimafreundlichen Wärmeversorgung mit Wasserstoff wird – und das für unsere Region und weit darüber hinaus.“
Insgesamt sollen zehn Haushalte und ein Gewerbekunde über einen Zeitraum von zunächst 18 Monaten mit 100 Prozent Wasserstoff versorgt werden. Erste Termine und Begehungen mit den potenziellen Projektteilnehmern fanden bereits statt und schon jetzt zeichnet sich bei den Bewohnern vor Ort großes Interesse ab. In den nächsten Wochen ist die Bestandsaufnahme der Inneninstallation sowie die Erhebung der technischen Gegebenheiten vor Ort bei den teilnehmenden Haushalten geplant. Für H2Direkt wurde zudem ein Gewerbekunde gewonnen: ein Gebäude der ökologisch betriebenen Gärtnerei der Regens-Wagner-Stiftung, eine Werkstätte für Menschen mit Handicap aus der Region.
Aktuell befindet sich H2Direkt in der Konzeptionierungsphase. Die Umbaumaßnahmen sind für das kommende Jahr geplant, die Wärmeversorgung mit 100 Prozent Wasserstoff startet dann zur Heizperiode 2023/24. Eingesetzt werden soll ausschließlich grüner, klimaneutraler Wasserstoff.
Namhafte Projektpartner mit langjähriger Erfahrung
Für H2Direkt setzen ESB und Thüga auf die Expertise von namhaften Projektpartnern mit langjähriger Erfahrung: Die Firma Vaillant wird die H2-Brennwertgeräte für die teilnehmenden Haushalte herstellen und einbauen, das Forschungsinstitut DVGW-EBI und die keep it green GmbH unterstützen die Projektumsetzung als wissenschaftlicher bzw. planerischer Dienstleister.
Rund 100 Energieversorger profitieren von Erkenntnissen
Die Thüga übernimmt innerhalb des Leuchtturmprojekts vor allem konzeptionelle und strategische Aufgaben. Ergebnisse und Erfahrungen teilt sie mit den rund 100 Partnerunternehmen der Thüga-Gruppe. Die ESB ist verantwortlich für die Umsetzung und technische Betreuung des Feldtests vor Ort. Die ENB ist die Netzgesellschaft im Unternehmensverbund der ESB und der größte regionale Gasverteilnetzbetreiber in Südbayern. Weitere Informationen zu H2Direkt finden Sie hier: https://www.esb.de/h2direkt
Über die Wasserstoff-Leitprojekte:
H2Direkt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Das Leitprojekt TransHyDE bewertet und testet Wasserstoff-Transportlösungen. Es umfasst vier Demonstrationsprojekte und fünf wissenschaftliche Projekte, darunter den Forschungsverbund „Sichere Infrastruktur“. Hier ist H2Direkt angesiedelt, eingebettet in weitere Vorhaben der Verbundpartner RMA Rheinau, Endress + Hauser, Salzgitter Mannesmann Forschung, Ontras (assoziiert), Fraunhofer IEG, IPM, IWM.
Die Wasserstoff-Leitprojekte bilden die bisher größte Forschungsinitiative des BMBF zum Thema Energiewende. In den industriegeführten Leitprojekten entwickeln Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam Lösungen für die deutsche Wasserstoffwirtschaft: Serienfertigung von großskaligen Elektrolyseuren (H2Giga), Erzeugung von Wasserstoff auf See (H2Mare), Technologien für den Transport von Wasserstoff (TransHyDE). Weitere Informationen unter https://www.wasserstoff-leitprojekte.de.
Über ESB:
Seit mehr als 60 Jahren ist Energie Südbayern der faire, sichere und persönliche Energieversorger und -dienstleister für die Region. Gemeinsam mit den Tochterunternehmen Energienetze Bayern und der ESB Wärme bildet Energie Südbayern die ESB Unternehmensgruppe. Die Energielieferung, das Portfoliomanagement, der Betrieb von Energienetzen und die Energieerzeugung sind unsere Kerngeschäftsfelder. Rund 160.000 Haushalte, 15.000 Geschäftskunden sowie zahlreiche Stadtwerke und Weiterverteiler vertrauen auf unsere Produkte und Dienstleistungen. Die ESB Unternehmensgruppe steht für leistungsfähigen Service, flexible Energieprodukte und fundiertes Marktwissen rund um Erdgas, Ökostrom und Wärme. Gemeinsam mit unseren Beteiligungs- und Tochtergesellschaften entwickeln wir innovative Lösungen und übernehmen als erfahrener Partner in allen Fragen der Energieversorgung Verantwortung für die Region. Energie Südbayern hat die klimawirksamen Emissionen, die rund um die Geschäftstätigkeit anfallen, für den Zeitraum von 2019-2021 vollständig neutral gestellt.
Über Thüga:
Die in München ansässige Thüga Aktiengesellschaft (Thüga) ist eine Beteiligungs- und Fachberatungsgesellschaft mit kommunaler Verankerung. 1867 gegründet, ist sie als Minderheitsgesellschafterin bundesweit an rund 100 Unternehmen der kommunalen Energie- und Wasserwirtschaft beteiligt. Die jeweiligen Mehrheitsgesellschafter sind Städte und Gemeinden. Mit ihren Partnern bildet Thüga den größten kommunalen Verbund lokaler und regionaler Energie- und Wasserversorgungsunternehmen in Deutschland – die Thüga-Gruppe.
Gemeinsames Ziel ist es, die Zukunft der kommunalen Energie- und Wasserversorgung zu gestalten. Mit ihren mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt und baut Thüga die Gruppe weiter aus, unterstützt kommunale Unternehmen mit Beratung sowie Dienstleistungsgesellschaften und trägt so zur Wettbewerbsfähigkeit ihrer Partner bei. Diese verantworten die aktive Markt-bearbeitung mit ihren lokalen und regionalen Marken: Insgesamt versorgen die Thüga-Partner mit ihren mehr als 21.000 Mitarbeitern bundesweit über vier Millionen Kunden mit Strom, zwei Millionen Kunden mit Erdgas und eine Million Kunden mit Trinkwasser. Im Jahr 2019 haben sie dabei einen Umsatz von 24 Milliarden Euro erwirtschaftet.